Bürgerstiftung Rheinhessen – ein Portrait
Dort, wo das Klima mild, die Menschen lebensfroh und lebensnah sind, wo guter Wein wächst, wo der Rhein meist gemächlich in seinem Bett dahin fließt, wo man es versteht, zu feiern und das Leben zu genießen, da ist Rheinhessen , mitten in Deutschland – zwischen Mainz, Ingelheim, Alzey und Worms , eine leicht hügelige Landschaft mit unzähligen Weinbergen, Obstbäumen und Gold leuchtenden Getreidefeldern, soweit das Auge reicht.
Der äußerst bodenständige Menschenschlag in Rheinhessen ist hilfsbereit. Hier verlässt man sich nicht auf die Hilfe anderer, hier nehmen die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand und packen mit an, bevor sie nach dem Staat rufen, bevor sie Hilfe von der Solidargemeinschaft einfordern. In diesem überwiegend ländlich und kleinstädtisch geprägten Gebiet ist Nachbarschaftshilfe noch sehr lebendig, hier sind die Menschen einander noch etwas wert. Und so ist es eigentlich sehr erstaunlich, dass es bis zum Jahr 2009 gedauert hat, bis die Rheinhessen eine eigene Bürgerstiftung ins Leben gerufen haben. Dass sie dieser Stiftung dann den Namen „ Bürgerstiftung Rheinhessen“ gaben, versteht sich eigentlich von selbst, auch ein Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusstseins.
Die Idee für eine gemeinnützige Stiftung mit großem Rückhalt in der Bevölkerung sei ihr schon lange im Kopf und vor allem im Herzen herumgegangen, sagt Irene Alt, 2009 noch 2. Beigeordnete des Landkreises Mainz-Bingen. Und da hat sie sich dann endlich ein Herz gefasst, hat Menschen angesprochen und ist mit ihrer Stiftungsidee überall auf „offene Herzen“ getroffen und schnell hatte sie gut zwei Dutzend engagierter Bürger zusammen, die sich mit ihr gemeinsam in das Abenteuer Stiftung engagiert und vor allem erfolgsorientiert gestürzt haben. Mit ihrer sympathischen und zupackenden Art hat es Irene Alt verstanden, ihre Mitstreiter für ihre Idee zu begeistern, bald war der Stiftungsname „Bürgerstiftung Rheinhessen“gefunden, der Stiftungszweck definiert und das für die Gründung einer Stiftung notwendige Anfangskapital von 25.000 EURO zusammen, was am Anfang sicherlich nicht so einfach war. Ende November 2009 schließlich hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) die Bürgerstiftung Rheinhessen als öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts anerkannt.
Der Stiftungszweck ist bewusst weit gefasst, lässt sich aber unter der Überschrift „Soziales Engagement“ subsumieren, im Einzelnen ist das die Unterstützung von Menschen in den Bereichen Soziales, Kinder, Jugend, Bildung, Senioren, Leben mit behinderten Menschen und die Integration von ausländischen Mitbürgern.
So gibt es bereits zwei Projekte, die recht erfolgreich arbeiten. Das eine nennt sich „ ZEIT“ und das andere „Leselernhilfe“.
„ZEIT“ steht für Zuspruch, Entlastung, Integration und Tiere, Zeit schenken, Erfahrungsaustausch initiieren, Unterstützung geben und neue Erfahrungen für behinderte Kinder ermöglichen, all das sind Ziele, die wir mit diesem Projekt umsetzen wollen., so Anne Kleinschnieder, die dieses Projekt betreut. Erstmals konnte jetzt zur Entlastung Alleinerziehender mit behinderten Kindern eine einwöchige Ferienfreizeit finanziert werden.
Bei der „Leselernhilfe“ unterstützen engagierte Erwachsene Schulanfänger bei den ersten Schritten in die Welt von Buchstaben und Sätzen. Sie vermitteln den Kleinsten den Spaß am Lesen, das ihnen eine ganz neue Welt öffnet. Nicht nur die Kinder und die Eltern sind begeistert, sondern auch die Lehrer und die Leselernhelfer selbst, denn die Erfolge sind im wahrsten Sinne des Wortes nachlesbar.
Inzwischen hat das Stiftungskapital fast 200.000 EURO erreicht, dennoch soll und muss das Kapital weiter wachsen, damit die Stiftung ihre selbst gesteckten Ziele in dem gewünschten Umfang erreichen kann.
Wir sind aber auch für Spenden und Zustiftungen dankbar und freuen uns über jede Mitarbeit“, sagt Irene Alt, die auch als frisch gebackene rheinland-pfälzische Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Vorsitzende der Bürgerstiftung Rheinhessen bleibt.